Bischof Dr. Alois Schwarz: Osterbotschaft 2020

„Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tod.“ (1 Joh 3, 14)

Viele Menschen haben heute Sehnsucht nach Trost und Schutz, Hoffnung und Sinn, nach einem geistigen Zuhause. Auf diese legitime Sehnsucht nach Sinn und Trost möchte ich mit dem Hinweis auf einen Gott antworten, der selbst den Weg der Menschen gegangen ist und deshalb in der ausweglosen Situation des menschlichen Lebens an unserer Seite ist.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass auch das Potential an Sinn begrenzt scheint, dass manchen die Reserven ausgehen. In dieser Situation bekennen wir Christen unsere Hoffnung auf die Auferweckung der Toten. Das ist keine ausgedachte Utopie, sondern das wurzelt in den Erzählungen und im Zeugnis von der Auferstehung Jesu Christi, dass dieses Zeugnis vom Beginn an die Mitte unserer christlichen Gemeinschaft ist. Was Maria von Magdala und die Apostel damals bezeugten war nicht ein Wunschtraum, sondern Wirklichkeit, die sich gegen alle ihre Zweifel durchgesetzt hat und sie bekennen lies: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden.“ (Lk 24, 34)! Das Hoffnungswort von der Auferstehung spricht von der Zukunft für alle, für die Lebenden und die Toten. Damit sagen wir, dass wer immer gestorben ist, unvergesslich im Gedenken des lebendigen Gottes lebt und für immer in ihm lebt. Dieses Hoffnungswort von einer wahrhaft menschlichen Zukunft, die nicht immer wieder von den Wogen einer anonymen Evolution überrollt wird, von einem gleichgültigen Naturschicksal verschlungen wird. Das Evangelium spricht von einer Zukunft für die Toten. Es ist ein Wort des Widerstandes gegen jeden Versuch, den immer wieder ersehnten und gesuchten Sinn menschlichen Lebens einfach zu halbieren und ihn allenfalls für die jeweils Kommenden, die Durchkommenden gewissermaßen, für die glücklichen Sieger und Nutznießer unserer Geschichte zu reservieren. Die Hoffnung auf die Auferweckung der Toten, der Glaube an die Durchbrechung der Schranke des Todes macht uns frei zu einem Leben gegen eine reine Selbstbehauptung.

Das persönliche betende Mitgehen mit Christus führt uns alle hin zum Ostergeheimnis, zur Osterbotschaft, zur Osterfreude. Wir sind mit der Geschichte der Menschheit und der ganzen Christenheit verbunden, wenn wir wie unsere Vorfahren und Mitmenschen Ostern hineinfeiern in die Realität der Welt, hineinfeiern in die Gleichzeitigkeit von Schwerem und Schönem, von Not und Hoffnung, von Leid und Freude. In Zeiten, wo der priesterliche Segen ausbleibt, können wir einander Segen sein. Wir können uns ansprechen lassen vom Auferstandenen, von Jesus Christus, mit dem niemand rechnet, und plötzlich ist er da. Diese Hoffnungsbotschaft, diese Frohbotschaft ist Lebensprogramm und Priorität und bietet Trost, Schutz und Sinn, wenn keine Antworten mehr zu tragen vermögen. Ich wünsche Ihnen eine innige, neue Erfahrung von Ostern zuhause. Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen dieses Osterfest, die Osterbotschaft der Freude und Auferstehung ein starkes geistiges Zuhause bietet, das tröstet und aufrichtet und trägt. 

Dr. Alois Schwarz,
Diözesanbischof

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