ORF- Sendung „Menschen und Mächte“: Interview mit Ehrenpräsident Franz Teszar

  • Erstellt von Teszar/Pfleger

Die Sendung befasst sich mit dem Gedenken an den Angriff der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion vor 80 Jahren und über das Verhältnis der Russen zu den Österreichern heute.

Am 22. Juni 1941, also heuer vor 80 Jahren, erfolgte bekanntlich der Angriff der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion. Anlässlich dieses Ereignisses dreht der ORF im Rahmen der Sendereihe „Menschen und Mächte“ eine Dokumentation, die im Juni ausgestrahlt werden soll.
Dabei geht es aber nicht nur um die Geschehnisse von damals, sondern auch um das Verhältnis Russland zu Österreich heute im Allgemeinen und auch um persönliche Beziehungen von Menschen dieser beiden Länder im Besonderen.
Aus diesem Grund bat der ORF NÖKB-Ehrenpräsident Brigadier i. R. Franz Teszar, der mit einer Russin verheiratet ist und sich sehr intensiv mit dem Russlandfeldzug und mit dem Verhältnis zu Russland beschäftigt hat und beschäftigt, um ein Interview.

Franz Teszar hat seine Frau Tatjana, die eine Hochschullehrerin für Deutsch an der Pädagogischen Universität von Wolgograd war und nebenbei als Dolmetscherin für österreichische Gruppen des Schwarzen Kreuzes arbeitete, im Zuge mehrerer Besuche des Schlachtfeldes von Stalingrad 1996 dort kennen gelernt und 1999 – zusammen mit ihrer damals 11- jährigen Tochter – nach Österreich geholt und geheiratet – standesamtlich, und mit Erlaubnis der russisch-orthodoxen Kirche, auch römisch-katholisch, nachdem beide Ehepartner verwitwet waren.

Ende März kam ein Redakteur des ORF mit einem Kamerateam nach Groß Gerungs und machte mit Franz und Tatjana Teszar je ein Interview, wo die beiden zu den oben genannten Themen ausführlich berichten konnten.  

Ehrenpräsident Teszar erzählte, wie er, obwohl vorher diesbezüglich skeptisch, das Land und die Menschen in Russland lieben gelernt hat, und wie es mit Hilfe des Schwarzen Kreuzes und des österreichischen Militärattachés in Moskau gelang, die Hürden der russischen – und auch der nicht unbeträchtlichen – österreichischen Bürokratie  zu überwinden, damit Tatjana und Tochter Anja schließlich problemlos nach Österreich einwandern konnten. 
Franz Teszar schilderte auch seine Erinnerungen an die russische Besatzung, die er als Bub erlebt hatte, und er berichtete über die Sorgen der Militärs wegen der auf Aggression ausgerichteten Präsenz massivster sowjetischen Truppen in der DDR und auch in der CSSR während des „kalten Krieges“ und über die Erleichterung, als diese Bedrohung nach dem Fall der Sowjetunion und der kommunistischen Nachbarstaaten und damit verbunden der Demontage des „Eisernen Vorhanges“ wegfiel.

Vor allem interessierte den Redakteur auch, wie Tatjana Teszar in Österreich aufgenommen wurde und wie sie sich in ihrer neuen Heimat fühlt.
Nachdem sie Deutsch perfekt beherrscht, stellte die Integration - auch aufgrund ihrer liebenswürdigen und gewinnenden Art - keinerlei Problem dar. Was ihr anfangs ein wenig Schwierigkeiten bereitete, war aber der Dialekt in unserem Land, speziell manche Ausdrücke im Waldviertel. „Aber die haben wir ihr sehr schnell beigebracht“, so Franz Teszar im O-Ton.  
Sie berichtete auch, dass sie zwar jetzt österreichische Staatsbürgerin ist, aber deshalb ich Vaterland Russland nicht vergisst.

Auch Tochter Anja hat sich sehr schnell in Österreich eingelebt und hat die Möglichkeiten, die ihr ihre neue Heimat geboten hat, voll genützt. Sie hat „blitzartig“ Deutsch auf Muttersprachenniveau sowie Englisch und Französisch gelernt, sodass sie jetzt vier Sprachen beherrscht, sie hat die HTL für Grafik und Design in Linz absolviert, in Wien und Amsterdam Publizistik und Kommunikations-Wissenschaften studiert – alles mit Auszeichnung – und arbeitet jetzt sehr erfolgreich bei einem internationalen Beratungsunternehmen in Paris.
Sie wurde über Videokonferenz interviewt und sprach in bewegten und dankbaren Worten über ihr Leben in Österreich, Deutschland und Frankreich und über ihre Bewertung des Verhältnisses zwischen Russland und Europa.

Um ein wenig über das Privatleben von Tatjana und Franz Teszar zu zeigen, wurden beide bei einem weiteren Interviewtermin noch bei einem Spaziergang in der wunderschönen Umgebung von Groß Gerungs gefilmt. Den Abschluss der Aufnahmen bildete ein gemeinsamer Besuch des Ehepaares Teszar in der Kriegerkapelle, wobei eine Kerze für die Gefallenen angezündet wurde.
In Groß Gerungs gibt es kein Kriegerdenkmal wie sonst üblich, sondern eine eigene, wunderschöne, vom örtlichen ÖKB-Stadtverband liebevoll gepflegte und sehr würdige Kriegerkapelle, die nach dem Ersten Weltkrieg hoch über dem Ort weithin sichtbar errichtet wurde und den Lebenden als Mahnung gegen Krieg und Gewalt dienen soll. Außen und innen sind die Namen der Gefallenen in Marmortafeln eingraviert, auch der Name des Vaters von Franz Teszar, der 1944 in Italien gefallen ist, scheint dort auf.
Als besonderes Kleinod hat die Familie Teszar in der Kriegerkapelle ein Foto des deutschen und des russischen Soldatenfriedhofes in Rossoschka, der mitten im Gelände des Schlachtfeldes von Stalingrad liegen, aufgestellt. Außerdem wurde ein Stück russischer Erde mit Steppengras abgelegt, das von Tatjana Teszar beim letzten gemeinsamen Besuch in Stalingrad (Wolgograd) im Jahr 2018 mitgenommen worden war.

Tatjana und Franz Teszar sowie Tochter Anja hoffen, dass sie mit ihren Aussagen und Aktivitäten einen positiven Beitrag im Sinne der Zielsetzungen des ÖKB, nämlich „Völkerverständigung und Völkerversöhnung“, leisten konnten – gerade in Zeiten wie diesen.

teszar-web.jpg  NÖKB-Ehrenpräsident Brigadier i. R. Franz Teszar
rossoschka-1.jpg  Sammelfriedhof Rossoschka, Zugang Deutscher Teil
rossoschka-2.jpg  Deutscher Sammelfriedhof in Rossoschka
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