"Von der Volkswehr zum Bundesheer - das Heer der Ersten Republik"

  • Stv Horn

1918–1938 - eine Geschichtsperiode, zu der einem spontan das Ende des Ersten Weltkrieges, die Abdankung des Kaisers, der Versuch, Österreich an Deutschland anzugliedern, der Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Leye, die Einführung des Schillings, die Ermordung von Bundeskanzler Dollfuß und der Einmarsch der Truppen Hitlers in Österreich einfällt.

Fritz-1M4A5845.jpg  Eine durchwegs unbekannte Seite der Geschichte dieser Zeit zeigte der ehemalige Truppenübungsplatzkommandant Oberst i. R. Josef Fritz in seinem profunden Vortrag "Von der Volkswehr zum Bundesheer - das Heer der Ersten Republik" am 12. Mai 2023 im Museum Horn auf: Er spannte den Bogen von der Entstehung der sozialistisch geprägten Volkswehr im Jahr 1918 bis zur Aufstellung des österreichischen Bundesheeres - nach den vorgegebenen Regeln des Friedensvertrages von Saint-Germain-en-Leye.

Ausgehend vom geschichtlichen Hintergrund des Zerfalls der Monarchie und dem Aufbau der Ersten Republik brachte er militärische Fakten - von der Truppenstärke über die Ausrüstung bis hin zu den Dienstgraden und den Aufgaben, die bis heute de facto gleich geblieben sind.

Interessant waren vor allem auch die Geschichte(n) von in dieses Thema involvierter Personen: So etwa die Rolle von Julius Deutsch als Chef der Volkswehr oder Hinweise zu Theodor Körner, der sich als einer der wenigen ehemaligen kaiserlichen Offiziere der Volkswehr anschloss.

Zudem wusste Oberst Fritz über Persönlichkeiten und deren Schicksale zu berichten - z. B. über Generalstabschef (1935–1938) Alfred Jansa oder Staatssekretär General Wilhelm Zehner, der von den Nazis kurz nach dem Anschluss Österreichs ermordet wurde.

Fritz-Kisch-1M4A5840.jpg  Viele facettenreiche Bonmots brachten bei diesem Vortrag die Zuhörer zum Schmunzeln - etwa die Geschichte von den Kisch-Brüdern: Egon Erwin Kisch, der es später als der "rasende Reporter" zu literarischen Ehren brachte, befehligte zusammen mit Leo Rothziegel (am Hintergrundbild v. li.) die (kommunistischen) "Roten Garden" in Wien und besetzte mit diesen am 12. November 1918 die Redaktion der "Neuen Freien Presse", in der sein älterer Bruder Paul als Redakteur tätig war. Als Egon Kisch auch seinen Bruder Paul aus dem Haus warf, soll dieser ihm gedroht haben: "Egon, das schreibe ich der Mama!"
Fritz-Pfleger-Daniel1M4A5831.jpg  Nach dem mit viel Applaus bedachten Vortrag bedankten sich NÖKB-Präsident Josef Pfleger (li.) und Horns ÖKB-Obmann Manfred Daniel, auf dessen Initiative der Vortrag zustande kam, bei Oberst Josef Fritz mit einer Flasche Wein.
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